Dampfzugfahrten auf der Kleinbahn Kassel – Naumburg

Ein für die Museumsbahner des HESSENCOURRIER erfolgreiches Jahr 2017 neigt sich dem Ende entgegen. Es ist Anfang Dezember und die Adventszeit hat begonnen. Während der Zug sich noch durch den Schnee kämpft wartet im dichten Wald schon der Nikolaus auf die Kinder.

Warten auf den Zug

Ein eisig schneidender Ostwind fegt durch die Wipfel des uralten Fichtenbestandes im Wolfsholz, eines ausgedehnten Waldgebietes an der abseits gelegenen Bahnstrecke zwischen Balhorn und Altenstädt im Wolfhager Land. In der Nacht einsetzender Schneefall hat die Bäume in einen märchenhaften Winterwald verwandelt. Der Himmel ist grau verhangen. Im Wald herrscht eine wohltuende Ruhe, ab und an nur durch das rhythmische Klopfen eines Spechtes in unmittelbarer Nähe unterbrochen.

Die Minuten scheinen zu kriechen. Gespannt horcht das Ohr in die Ferne. Da, war da nicht etwas!

Schwach, ganz schwach, aber trotzdem vernehmlich, war kurz das Pfeifen einer Dampflokomotive in weiter Entfernung zu vernehmen.

Nikolausfahrt mit dem Hessencourrrier 2017

Von wo kam das? Breitenbach? Oder doch schon Bad Emstal? Prüfend geht der Blick zu den an einen dicken Baum gelehnten Säcken mit den Süßigkeiten für die Kinder.

Sollte ich doch schon die alte Stalllaterne entzünden, damit sie später ordentlich brennt? Liegen Rute und Goldenes Buch griffbereit? Auch der Engel, wenige Schritte weiter hinter einem dicken Baum, nestelt nervös am prachtvollen Gewand und den großen Flügeln.

Der nächste Pfiff der Lokomotive ist schon viel näher und hallt als mehrfaches Echo durch den scheinbar menschenleeren Winterwald.

Es wird aber auch Zeit! Die Kälte kriecht, trotz dickem roten Mantel und schwerer Lederstiefeln, langsam von unten an einem hoch. Die zugige Ostluft trägt gedämpft die harten Abdampfschläge der Lokomotive, vermutlich in der kurzen knackigen Steigung vor Balhorn, bis zu uns her.

Der Nikolaus-Zug des HESSENCOURRIER naht. Die Spannung steigt.

Es ist an der Zeit sich fertig zu machen. Mit dem Engel spreche ich noch schnell den einzuschlagenden Weg durch das Unterholz ab und zünde die mitgebrachte Laterne an. Dann kauern wir uns hinter die dicksten Bäume.

Nikolaushalt im Wolfsholz

Markerschütternd hallt das langgezogene Dampflokpfeifen durch die Stille des Waldes.

Langsam rollt der Zug im Gefälle des Wolfsholz, um schließlich mit quietschenden Bremsen am Halt-zeigenden TB 0 – Tannenbaum Null, das Nikolaus-Signal – zum Stehen zu kommen. Stille. Einzig das nervöse Klopfen der Lokomotiven-Luftpumpe durchbricht die Ruhe.

Dann sind Stimmen zu hören. Zuerst nur zaghaft, schließlich immer deutlicher sind helle Kinderstimmen zu vernehmen. Was rufen sie? Wen rufen sie? Ich glaube sie rufen laut nach dem…

„Nikolaus! Nikolaus! Komm heraus!“ … meine ich zu verstehen.

Noch einen kurzen Moment die Spannung erhöhen, dann mit einem entschlossenem Ruck bewegen wir uns aus der Deckung. Bedächtigen Schrittes suchen der Nikolaus und der Engel an seiner Seite den Weg durch das Unterholz zum vollbesetzten Zug.

Nikolausfahrt mit dem Hessencourrrier 2017

Das Rufen der Kinder wird immer lauter, als unsere ersten Bewegungen in der Tiefe des Waldes auszumachen sind.

Nach Erreichen der kleinen Lichtung direkt an der Strecke schweift der erhabene Blick des Nikolaus entlang des Zuges. Viele Kinder schauen erwartungsvoll aus den Abteilfenstern und begrüßen den Mann im roten Gewand und weißem Bart mit lauten Rufen.

Nachdem zunächst die Dampflok-Personale mit Süßigkeiten bedacht sind, geht es schweren Schrittes am langen Zug entlang bis zum am Ende laufenden Packwagen. Irgendwo zischen undichte Heizleitungen. Weiße Dampfschwaden steigen an den Wagen auf und verlieren sich im Nichts der kalten Winterluft.

Mit Mühe im mollig warmen Packwagen Platz genommen, heißt es zunächst einmal die vielen Kinder über Bordmikrofon zu begrüßen und auf die Bescherung während der Rückfahrt nach Kassel einzustimmen.

Ruckend setzt sich der Zug mit seinen himmlischen Gästen im Wolfholz Richtung Naumburg in Bewegung.

Nikolausfahrt mit dem Hessencourrrier 2017

Bescherung auf der Rückfahrt

Schnell sind die zwei Stunden Aufenthalt vergangen, in denen die Vorbereitungen für die von allen Kindern sehnlichst erwartete Rückfahrt getroffen wurden. 16 Uhr – es ist soweit. Der Nikolauszug des HESSENCOURRIER startet zurück nach Kassel. Mit dem Engel an der Seite beginnt der Dienst des Nikolaus. Schwer bepackt mit den Geschenke – Säcken geht es über die schwankende und zugige Plattform zum ersten Wagen.

Laut gegen die Tür pochend kündigt sich der Nikolaus an. Nach dem Öffnen der Abteiltür schlägt den beiden eine bullige Wärme entgegen. Alle Augen sind gespannt auf den Mann im roten Rock und der leuchtenden Stalllaterne gerichtet. Fotoapparate blitzen auf, Kameras laufen.

„Joohoo – Joohoo! Da bin ich – auf den ihr so lange warten musstet“, begrüßte er hauptsächlich die im Abteil sitzenden Kinder.

Voller Neugier, aber auch mit Respekt, antworten die Kinder auf die Fragen des Nikolaus. Manche Kinderhand wird dem „alten Mann“ nur zögerlich zur Begrüßung entgegen gestreckt. Kleine Gedichte und manchmal auch Lieder werden mit zittriger Stimme, aber leuchtenden Augen vorgetragen.

„Für jedes Kind ein Geschenk…“, dröhnt die Stimme des Himmelsboten laut und rau.

Der Engel ist fleißig damit beschäftigt die Geschenke an die Kinder zu verteilen, bevor sich der Nikolaus bis zum kommenden Jahr verabschiedet und das nächste Abteil betritt.

Beim Erreichen der alten „Donnerbüchse“ am Ende des Zuges gibt es für den Nikolaus und Engel noch eine besondere Überraschung.

Die Batterien der Wagenbeleuchtung sind mittlerweile erschöpft. Kinder und Erwachsene sitzen im dunklen Abteil. Im Schein der alten Stalllaterne, die für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgt, werden Weihnachtslieder angestimmt. Für alle Anwesenden ein bewegender Moment und würdiger Abschluss einer wiederum gelungenen Nikolausfahrt des Museumsbahnvereins HESSENCOURRIER.

Fahrten, bei denen der Verein und seine aktiven Mitglieder das vorhandene Potential eindrucksvoll unter Beweis stellen, und die sich Jahr für Jahr größerer Beliebtheit erfreuen.

Der Nikolaus aus dem Wolfsholz